Meine Altersteilzeit
… was mich 24/7 so umtreibt …
Erste Schritte in der Altersteilzeit
Der Informatiker und die ersten Tage in Rente
Die ersten Tage in Rente sind wie Urlaub, aber ohne Rückflugticket. Du wachst auf, schaust auf die Uhr und… ach ja, keine Termine! Der größte Stress: Soll ich heute überhaupt aus dem Schlafanzug raus? Man entdeckt plötzlich neue Hobbys – wie stundenlang im Supermarkt den perfekten Apfel aussuchen. Und die To-Do-Liste? Die besteht aus „nichts“ und „nochmal nichts“. Aber hey, das Leben ist zu kurz, um den Tag nicht mit einem zweiten Frühstück zu feiern!
Tagesgestaltung neu entdecken
Der Informatiker und die Ausfahrten mit dem E-Bike
Als Rentner wird jede alte Radstrecke zu einer neuen Entdeckungstour. Der Weg, den man früher nur abgefahren ist, dauert nun deutlich länger. Man hält an, um Biergärten zu besuchen, die man früher nicht bemerkt hat. Und kann plötzlich den besten Wurstsalat im Rems-Murr-Kreis benennen. Neue Steigungen und zusätzliche Kilometer werden zur willkommenen Herausforderungen – schließlich hat man ja den ganzen Tag Zeit. Und das Beste: Am Ende der Tour wartet keine langwierige Telefonkonferenz, sondern nur ein gemütlicher Kaffee im Sonnenschein auf dem Balkon.
Kurzurlaube sind an der Tagesordnung
Der Informatiker und die Tagesurlaube
Kaum hat man sich an die neue Freiheit gewöhnt, kommt das, was für die meisten Rentner ein alter Hut ist: der Rentnerstress. Lange Fahrradtouren, Tagesurlaube und mehrtätige Stippvisiten im hohen Norden stehen auf den Programm. Aber weder Sport noch die Treffen mit guten Freunden sollen zu kurz kommen. Und dann gibt es ja noch zu viele Serien und Filme, aber viel zu wenig Zeit!
Imzwischen frage ich mich öfter, wie ich das früher neben dem Beruf so alles geschafft habe :-)
Beruf
… so war mein beruflicher Werdegang….
Bits & Bytes
Der Informatiker, Hege und Pflege
Begonnen hatte alles mit dem Erwerb eines Sinclair ZX81 Homecomputers im Jahr 1980 mit dem üppigem Hauptspeicher von einem KB.
Falls einige Juppielarven nicht wissen sollten, wieviel das ist, bei einschalten des Gerätes erschien auf dem Fernseher (richtig Fernseher) 1024 Bytes free. Damit ließ sich locker ein Schiffe-Versenken mit immerhin 4 Schiffen programmieren. Als dann 1982 eine 16 KB Speichererweiterung (ja, der 5te Zerstörer sollte auch versteckt werden) für satte 300 DM erworben wurde, war mir klar: damit bin ich auf Jahre aus dem Schneider. Dieses zum Thema Megahertz-Wettlauf und Speicher-GIGAntismus.
Die wissenschaftliche Fortsetzung meiner Programmierkünste an der Uni, gewürzt durch Mathematik und das Anwendungsfach Wirtschaftswissenschaften, bekam nach dem Vordiplom einen kräftigen Dämpfer. Hieß es in der Wiwi-Vorlesung noch „Der Produktivitäts-Fortschritt in der Capital Goods Industrie geht einher mit dem Werteverzehr an Produktionsfaktoren“, bitte???, so sichtete ich bei meiner Tätigkeit als Werksstudent bei der Firma Commodore-Computer Jünglinge in Turnschuhen OHNE Studium, die neueste Software erstellten und abends gekonnt das 3-er BMW-Cabrio bestiegen. Da wurde mir mit einem Mal die bizarre Verirrung meines bisherigen Lebensweges voll bewußt. Das Ende des Studiums mußte her, und zwar schnell, und eine Branche zur Anwendung des „Teufelszeugs“ ebenfalls.
Diese war schnell gefunden, eben noch bei Mercedes im Jahr 1990 beworben, wurde ich auch schon 1991 eingestellt. Ich gebe zu, ein kleiner Hawaii-Urlaub verhinderte ein früheres Grauen.
Erste Programme
Der Informatiker und die reale Welt
Die Weihen der Programmierung in Cobol wurden mir in vollem Umfang zuteil („wir haben hier 4 Millionen Lines of Code zu pflegen“). Alsbald änderte sich neben dem Firmennamen (debis) auch die Tätigkeit, der König Kunde wurde zunehmend in den Mittelpunkt gestellt. Aus war es mit der Gesinnung, will sagen der ungestörten Codierung, nun mußte doch glatt das unfertige Werk in frühen Stadien diskutiert und Änderungen unterzogen werden.
Die Sache hatte aber auch ihr Gutes, wurden doch Einblicke in die Produktion und den Alltag des Automobilbaus möglich (O-Ton eines Selbstabholers im Werk Sindelfingen „Die haben hier ja nur Roboter und Computer, warum sind die Kisten denn dann noch so teuer“). Die Antwort meinerseits wurde natürlich verschwiegen, obwohl ja aus den o.g. Wirtschaftswissenschaften bekannt. „Der Preis wird vom Dummen, äh Markt, bestimmt“ oder so ähnlich. So konnte ich mich über abwechselungsreiche Arbeit nicht beklagen. Am 1.10.2000 wurde mal wieder umfirmiert mit neuem Mutterkonzern und neuem Namen, T-Systems, einer Tochter der Deutschen Telekom.
Für genügend Ausgleich, wie beim Besuch des Cannstatter Wasens, ist immer gesorgt.
Beratung und mehr
Der Informatiker als Berater
Nach „entbehrungsreichen“ und spannenden Jahren als Berater, vollzog ich die Rückkehr in den Konzern. Seit November 2003 hieß es heim ins Reich des Daimler, indem ich kurzerhand die Fronten wechselte und nun die lieben alten Kollegen mit Aufträgen quälen konnte. Verschrieben habe ich mich der Findung der oft wundersamen Wege, wie Software ins Fahrzeug kommt. Insbesondere im Werkstattumfeld sind hier technologisch hochwertige und interaktive Systeme gefragt – „Wir brauchen hier eine Lösung, bei der man einfach auf den Knopf drückt“ – Dieses Anspruchshaltung werden wir im Kontext von über 50 Steuergeräten je Fahrzeug mit mehreren Flashwaren, die unabhängig voneinander programmiert werden können, aber nur in bestimmten Konfigurationen funktionieren, in Bezug auf zeitlich einzuhaltende Programmierfolgen und natürlich im historischen Mix aus Originalverbau, mittelalterlichen Bestandteilen und modernen Softwaremodulen quasi mit Links (kleine Anspielung auf die dazu implementierte Intranet-Applikation) gerecht. Bis zur Pensionierung sollte da ja alles laufen.